Künstlicher Kristall in Schachtel

Signatur

Inv. Nr. 4711

Maße

H 2 B 7 T 8 cm (Schachtel)

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Künstlicher Kristall in Schachtel

© Foto: Tom Stern, Copyright: Abt. Marketing und Kommunikation, Goethe-Universität

Ganz klein und wunderschön blau

von Natalija van Well

Kristalle faszinieren die Menschen seit der Urzeit. Ihr Glanz, ihr Feuer, ihre facettierte Erscheinungsform sowie ihre Farbenpracht machen sie begehrenswert. Magische Kräfte, Wunder, Schutz des Trägers vor und seine Heilung von Krankheiten werden ihnen zugeschrieben. Gerade aufgrund ihres Wertes aber werden um Kristalle auch Kriege geführt. Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist die Auseinandersetzung um die sogenannten Blutdiamanten in Afrika. Was für eine schöne Vorstellung, Kristalle künstlich züchten zu können! Diese Kunst beherrschen allerdings nur Wenige, denn dazu gehören viele, für die Allgemeinheit nur schwierig zu durchschauende Kunstgriffe. Selbst beim Wettkampf „Kristallwachsen“ im Buch „Kleiner König Kalle Wirsch“ von Tilde Michels (1920–2012) beherrscht nur ein echter König diese Kunst und ist damit dem bösen Anführer der Wirsche weit überlegen.

Kristalle sind eine besondere Form der Festkörper. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass ihre Atome und Moleküle vollkommen regelmäßig in einer dreidimensionalen Struktur angeordnet sind. Wegen ihrer perfekten Struktur sind Kristalle auch für viele wissenschaftliche und technische Anwendungen von großem Interesse. So sind Kristalle dazu geeignet, durch Experimente der Natur Fragen zu stellen und deren Geheimnisse zu entschlüsseln. Wie jeder weiß, wartet kein Physiker und keine Physikerin, ob und bis ihm beziehungsweise ihr die Natur einen Einblick in ihre Geheimnisse gewährt.

Ein großer und wichtiger Forschungsschwerpunkt befasst sich heute in der Festkörperphysik mit der sogenannten Bose-Einstein-Kondensation. Auch hier spielt die Kristallzüchtung eine große Rolle. Dabei wurde ein Farbpigment für die Wissenschaft „wiederentdeckt“, welches bereits vor ungefähr 2000 Jahren in China während der Han-Dynastie zur Färbung von Statuen, Keramiken und rituellen Gegenständen verwendet und welches bei den Ausgrabungen der Terrakottaarmee in China wiedergefunden wurde: Han Purple.

Han Purple (BaCuSi2O6) ist nicht nur ein alt-chinesisches Farbpigment, sondern auch ein Modell-Material für die Studie der sogenannten Bose-Einstein-Kondensation, die bei Temperaturen knapp oberhalb des absoluten Nullpunktes auftritt. Das Interessante dabei ist, dass alle „Teilchen“ einen einheitlichen makroskopischen Quantenzustand annehmen, welcher dann mit einer Wellenfunktion beschrieben werden kann. Für die Untersuchung der sogenannten Bose-Einstein-Kondensation benötigt man – im Gegensatz zur Kristallzüchtung – extrem tiefe Temperaturen, nämlich drei hundertstel Kelvin, und hohe Magnetfelder.

In unserem Labor haben wir für solche Untersuchungen BaCuSi2O6-Kristalle gezüchtet. Die Kristallzüchtung erfolgt aus der Schmelze unter Zugabe von verschiedenen Metaboraten, wie zum Beispiel Lithiummetaborat (LiBO2), Kaliummetaborat (KBO2) oder Natriummetaborat (NaBO2), die die Schmelztemperatur reduzieren. Die große Herausforderung für uns besteht darin, dass die bisher hergestellten Einkristalle leider noch sehr klein sind und deren Züchtung mehrere Wochen dauert. Wir versuchen, die Züchtungsbedingungen zu optimieren, um das Wachstum zu verbessern und somit größere Kristalle zu erhalten. 2011 gelang uns bereits die Züchtung eines Kristalles mit einem Durchmesser von 2,5 Millimeter. Dieser Erfolg hat uns so gefreut, dass wir das Kristall in eine kleine Schachtel gelegt und mit einer blauen Schleife geschmückt haben. Ästhetisch ist das Ergebnis schon ein großer Genuss: Die bisher plättchenförmig gewachsenen Kristalle besitzen eine wunderschöne blaue Farbe.

Natalija van Well ist Diplom-Ingenieurin und Doktorandin am Institut für Physik.

Literatur

Tide Michels: Kleiner König Kalle Wirsch, München 2001.

Heinz Berke: Chemie in Altertum, Konstanz 2006.

Suchitra E. Sebastian u. a.: Role of anisotropy in the spin-dimer compound BaCuSi2O6, in: Phys. Rev. B 74, 180401 (2006).

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Wir freuen uns über Ihre Email an: sammlungen[at]uni-frankfurt.de

Konzept, Entwicklung und Herausgabe der Plattform

Dr. Judith Blume (heute: Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität)
Dr. Vera Hierholzer (bis 2018; heute: Direktorin des Museums für Industriekultur in Osnabrück)
Dr. Lisa Regazzoni (bis 2020; heute: Professur für Theorie der Geschichte an der Universität Bielefeld)

Betreuung der Plattform

Dr. Judith Blume
Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität
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Bockenheimer Landstraße 134-138
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Tel: 0049-(0)69-798-39197
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Programmierung

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www.winkin-verlag.de

Design

FGS Kommunikation – Steffen Grzybek, Martin Schulz GbR
www.fgs-kommunikation.de

Developed By

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Entstehungskontext

Die Plattform wurde von der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt und im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Goethe-Universität im Jahr 2014 eröffnet. Ihr Aufbau war eng mit der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität“ verknüpft, die von Oktober 2014 bis Februar 2015 im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen war. Viele der Objekterzählungen waren auch in der Ausstellung zu lesen und sind im Katalog abgedruckt worden; viele Ausstellungstexte haben wiederum den Weg in die Plattform gefunden. Ebenso wurden die auf der Plattform gezeigten Filme sowie viele der Fotografien eigens für die Ausstellung produziert.

Leitung der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen"

Dr. Judith Blume
Dr. Vera Hierholzer (bis 2018)
Dr. Lisa Regazzoni (bis 2020)

Team der Jubiläumsausstellung

Dr. Charlotte Trümpler (Projektleitung und Kuratorin; Autorenkürzel: CT)
Dr. Judith Blume (Kuratorin, Autorenkürzel: JB)
Dr. Vera Hierholzer (Kuratorin, Autorenkürzel: VH)
Dr. Lisa Regazzoni (wissenschaftliche Mitarbeit, Autorenkürzel: LR)

Fotografien

Die Fotografien wurden von den einzelnen Sammlungen oder Autoren zur Verfügung gestellt sowie von Tom Stern (Sammlungsräume und Objekte), Uwe Dettmar (Objekte) und Jürgen Lechner (Objekte) angefertigt. Die Nachweise finden Sie bei den entsprechenden Abbildungen. Sollte trotz sorgfältiger Recherche ein Rechteinhaber oder Fotograf nicht genannt sein, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis.

Filmproduktion

Sophie Edschmidt (Regie und Schnitt)
Philipp Kehm (Kamera)
Philipp Gebbe (Musik)
Dr. Charlotte Trümpler (Idee und Beratung)


Finanzierung


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