In der Sammlung

Bibliothek für Jugendbuchforschung – Institut für Jugendbuchforschung
Weitere Objekte in dieser Sammlung

Dunkelnacht

Kategorien

Urheber

Kirsten Boie

Datierung

2021

Material

Buch

Objekt-Schaufenster

Drucken
per E-Mail senden

Dunkelnacht

© Dunkelnacht © Verlagsgruppe Oetinger

Über die Wichtigkeit des Erinnerns

von Ann-Christin Stumpe und Laura Weiand

Der Zweite Weltkrieg ist nach wie vor ein unumgängliches Thema. Besonders auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt gibt es zahlreiche Texte, die sich mit dieser Zeit auseinandersetzen. Die von Kirsten Boie in ihrem Roman Dunkelnacht thematisierten Werwolfkommandos sind jedoch ein in der Gedächtniskultur wenig repräsentiertes nationalsozialistisches Endzeitverbrechen. Boie nimmt diese Thematik auf und vermischt sie zu einer eindringlichen Fiktion.

Der Roman spielt in Penzberg, einem „roten Dorf“ in Bayern, welches geprägt ist von dem Spannungsverhältnis zwischen den demokratischen Bewohnern der Stadt und denjenigen, die noch immer für den Endsieg kämpfen. Die Jugendlichen Gustl, Schorsch und Marie versuchen, während der dramatischen Tage kurz vor der Befreiung jeweils eigene und sehr unterschiedliche Wege durch die Tumulte zu finden. Die vielen Facetten der Geschichte sind in den Jugendlichen abgebildet: Marie ist die Tochter eines Unterstützers der Sozialdemokraten, während Gustl nahezu fanatisch versucht, den Endsieg noch zu erreichen. In einer Zeit der Beklemmung und Furcht entwickelt sich dennoch zwischen Marie und Schorsch eine empfindsame Annäherung.

Kirsten Boie erzählt die Geschichte in kurzen, mit Komma aneinandergereihten Sätzen, welche in die Gedankenwelt der Figuren eintauchen lassen und bemerkenswert die vorherrschenden Gefühle von Unsicherheit und Unruhe transportieren. Dadurch wirkt es umso eindringlicher und bedrückender, wie die Menschen erschossen und erhängt werden. Der Leser kann schlussendlich mit Schorsch mitfühlen, wenn er resümiert: „Längst haben seine Gefühle eine Hornhaut bekommen, zu viele hängen schon.“

Die Darstellung von nur anderthalb Tagen wird innerhalb des Romans minutiös, ähnlich eines Erlebnisberichts aufgezeichnet. Zur Verdeutlichung der Fiktion verwendet Kirsten Boie einen auktorialen Erzähler. Er nimmt durch seine Sichtweise aus dramaturgischen Gründen Änderungen an der wahren Geschichte vor, indem er beispielsweise eine Vollmondnacht für das Geschehen ansetzt, um so einen zusätzlichen Bezug zu den Werwolfkommandos herzustellen. Ebenso sollte durch ihn eine Distanz zu den historischen Ereignissen bewahrt werden, was aber nicht immer gelingt.

Boies Roman schafft ein differenzierteres Bewusstsein für die Grausamkeiten des Nationalsozialismus und lässt die Lesenden mit Scham und Beklemmung zurück. Mittels ihres Nachwortes ordnet Boie das Geschehen allerdings historisch ein und richtet dadurch auch einen Appell an die Lesenden: Erinnerungskultur ist nötig, um den Rechtsradikalismus angemessen bekämpfen zu können.

Diese Objektbeschreibung von Ann-Christin Stumpe und Laura Weiand entstand im Sommersemester 2021 im Kontext des Seminars „Kritik und Wahrheit. Literarische Urteilsbildung in Zeiten von fake news“ unter Anleitung von Felix Giesa am Institut für Kinder- und Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität Frankfurt.

Literatur

Boie, Kirsten: Dunkelnacht, Hamburg: Oetinger Verlag, 2021, 112 Seiten, empfohlen ab 15 Jahren.

IMPRESSUM


Haben Sie Anregungen, Fragen oder Ergänzungen?

Wir freuen uns über Ihre Email an: sammlungen[at]uni-frankfurt.de

Konzept, Entwicklung und Herausgabe der Plattform

Dr. Judith Blume (heute: Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität)
Dr. Vera Hierholzer (bis 2018; heute: Direktorin des Museums für Industriekultur in Osnabrück)
Dr. Lisa Regazzoni (bis 2020; heute: Professur für Theorie der Geschichte an der Universität Bielefeld)

Betreuung der Plattform

Dr. Judith Blume
Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität
Universitätsbibliothek J.C. Senckenberg
Bockenheimer Landstraße 134-138
60325 Frankfurt/Main
Tel: 0049-(0)69-798-39197
J.Blume [at] ub.uni-frankfurt.de

Programmierung

Sven Winnefeld
www.winkin-verlag.de

Design

FGS Kommunikation – Steffen Grzybek, Martin Schulz GbR
www.fgs-kommunikation.de

Developed By

Jatinkumar Nakrani
linkedin
Github

Entstehungskontext

Die Plattform wurde von der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt und im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Goethe-Universität im Jahr 2014 eröffnet. Ihr Aufbau war eng mit der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität“ verknüpft, die von Oktober 2014 bis Februar 2015 im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen war. Viele der Objekterzählungen waren auch in der Ausstellung zu lesen und sind im Katalog abgedruckt worden; viele Ausstellungstexte haben wiederum den Weg in die Plattform gefunden. Ebenso wurden die auf der Plattform gezeigten Filme sowie viele der Fotografien eigens für die Ausstellung produziert.

Leitung der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen"

Dr. Judith Blume
Dr. Vera Hierholzer (bis 2018)
Dr. Lisa Regazzoni (bis 2020)

Team der Jubiläumsausstellung

Dr. Charlotte Trümpler (Projektleitung und Kuratorin; Autorenkürzel: CT)
Dr. Judith Blume (Kuratorin, Autorenkürzel: JB)
Dr. Vera Hierholzer (Kuratorin, Autorenkürzel: VH)
Dr. Lisa Regazzoni (wissenschaftliche Mitarbeit, Autorenkürzel: LR)

Fotografien

Die Fotografien wurden von den einzelnen Sammlungen oder Autoren zur Verfügung gestellt sowie von Tom Stern (Sammlungsräume und Objekte), Uwe Dettmar (Objekte) und Jürgen Lechner (Objekte) angefertigt. Die Nachweise finden Sie bei den entsprechenden Abbildungen. Sollte trotz sorgfältiger Recherche ein Rechteinhaber oder Fotograf nicht genannt sein, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis.

Filmproduktion

Sophie Edschmidt (Regie und Schnitt)
Philipp Kehm (Kamera)
Philipp Gebbe (Musik)
Dr. Charlotte Trümpler (Idee und Beratung)


Finanzierung


Haftungsausschluss/Disclaimer

Die Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" des Forschungszentrums für Historische Geisteswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt übernimmt keinerlei Verantwortung für die Inhalte von Webseiten, welche durch die auf unseren Seiten angeführten Links erreichbar sind. Die auf solchen Webseiten wiedergegebenen Meinungen und/oder Tatsachenbehauptungen liegen in der alleinigen Verantwortung der/des jeweiligen Autorin/Autors. Da wir auf Änderungen durch Autoren externer Webseiten keinerlei Einfluss haben, weisen wir ferner ausdrücklich darauf hin, dass wir uns Texte oder Aussagen Dritter, welche durch Links auf externen Webseiten zugänglich sind, in keiner Weise zu eigen machen.