von Dr. Katja Schulz
Als Superschurke macht Loki seinem Bruder, dem Superhelden Thor, in den Marvel-Comics seit den frühen 1960er Jahren das Leben schwer. Da suchte der Marvel Comic-Autor Stan Lee (1922‒2018) im Zuge einer Neuausrichtung der Superhelden-Comics nach einer geeigneten Erweiterung des Personals und stieß auf den nordischen Donnergott Thor – ein Gott als Superheld, das war neu! Seit 1962 fechten Thor und Loki ihre Rivalitäten in den Comic-Serien Journey into Mystery (1962–1966) und The Mighty Thor (seit 1966) aus.
Ursprünglich stammen die beiden Götter aus der nordischen Mythologie. Die vielleicht wichtigste Quelle, die Snorra Edda aus dem isländischen 13. Jahrhundert, charakterisiert Loki knapp und treffend mit den Worten „Loki […] brachte die Götter regelmäßig in hässliche Schwierigkeiten, und oft erlöste er sie mit List“. Kaum ein anderer Gott wird in den mittelalterlichen Quellen mit einer so schillernden Natur dargestellt: als illoyaler Querulant und Unruhestifter einerseits, Vermittler und Problemlöser andererseits. Er verhilft den Göttern zu ihren größten Schätzen und kämpft beim Untergang der Welt, den Ragnarök, auf der Seite der Götterfeinde.
So vielfältig, wie die Eddas ihn schildern, bietet Loki zahlreiche Möglichkeiten zum Anknüpfen und so wird er in der Nachwelt Personifikation des Bösen, Ausgestoßener, Revolutionär oder, anknüpfend an die Trickster-Natur des Gottes, ein zauberkundiger Tausendsassa.
In der Marvel-Serie überlagert sich, je länger sie fortgesetzt wird, immer mehr die Welt der nordischen Mythen mit jener des Marvel-Universe. Zugleich verbreitet sich der Stoff in weitere Medien: Die Comics werden umgearbeitet zu Zeichentrickfilmen und Kinderhörspielen, bringen Postkarten und Figurinen hervor. So richtig Fahrt nehmen die Popularität und das Merchandising dann auf mit den Marvel Cinematic Universe Verfilmungen Thor (2011), The Avengers (2012) und den Follow-ups beinahe im Jahrestakt (2013, 2017, 2018, 2019; für 2021 ist eine Loki-Serie geplant). In der Lego-Produktlinie Marvel-Avengers erobern Thor und Loki nun in Gesellschaft von Captain America und Iron Man die Kinderzimmer und wandern von dort aus weiter in die youtube-Kanäle.
So veranschaulicht der Schlüsselanhänger mit einem Lego-Loki beispielhaft, was bei der Rezeption nordischer Mythen immer wieder und besonders seit dem 19. Jahrhundert zu beobachten ist: die Bewegung der Mythen und Motive durch praktisch alle Medien, das Vordringen in zahlreiche Bereiche der Kultur und ihre Neigung, sich mit anderen Mythologien und Stoffen produktiv zu verbinden.
Dr. Katja Schulz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Skandinavistik, Abteilung Ältere Skandinavistik, an der Goethe-Universität Frankfurt
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Dr. Judith Blume (heute: Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität)
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Die Plattform wurde von der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt und im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Goethe-Universität im Jahr 2014 eröffnet. Ihr Aufbau war eng mit der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität“ verknüpft, die von Oktober 2014 bis Februar 2015 im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen war. Viele der Objekterzählungen waren auch in der Ausstellung zu lesen und sind im Katalog abgedruckt worden; viele Ausstellungstexte haben wiederum den Weg in die Plattform gefunden. Ebenso wurden die auf der Plattform gezeigten Filme sowie viele der Fotografien eigens für die Ausstellung produziert.
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