Bananenphytolithe

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Frankfurt University PHV 201

Maße

jeweils ca. 10 Mikrometer

Material

Vergleichspräparat auf Objektträger, eingebettet in Caedax

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Bananenphytolithe

© Archäobotanische Vergleichssammlung

Was von der Banane übrig blieb

von Petra Hülsen-Öhring

Die Banane ist für die meisten Kleinkinder hierzulande das erste Obst, das sie unzerkleinert zu sich nehmen können und sie schmeckt auch noch, wenn selbst die dritten Zähne nicht mehr mitmachen. Ganzjährig im Supermarkt verfügbar ist sie eine lebenslange Begleiterin, die sogar zum Politikum werden kann, wenn sie in einer Gesellschaft als das wahrgenommen wird, was sie am Anfang ihrer Geschichte in Europa einmal war: ein Exot, ein Luxusgut. Die Herkunft der nahrhaften Südfrucht in der praktischen, mitgewachsenen Verpackung wird häufig in den heutigen Anbaugebieten Mittelamerikas oder Afrikas vermutet; ihre Wildform stammt jedoch aus Neu-Guinea und gelangte von dort vor rund 2500 Jahren auf bisher ungeklärten Wegen nach Afrika, wo sie als Kulturpflanze angebaut wurde. Wie war es möglich, das herauszufinden?

Eine Schlüsselrolle bei der Beantwortung dieser Frage spielen mikroskopisch kleine Pflanzenbestandteile: Phytolithe. Sie bestehen aus einer mineralischen Substanz, werden von vielen Pflanzen beispielsweise in Blättern, Samen oder Stängeln gebildet und nehmen häufig eine Form an, die für die jeweilige Pflanze charakteristisch ist. Die fünf abgebildeten Exemplare aus der archäobotanischen Vergleichssammlung stammen von Bananengewächsen der Gattung Musa. Sie sind jeweils ca. 0,01 mm groß, entstehen in den Blättern der Pflanze und zeigen die für Bananenphytolithe typische Kegelform mit flacher Basis und einer Art Krater an der Spitze. Diese Form ist zum größten Teil genetisch bedingt und verändert sich selbst im Laufe von Jahrtausenden nicht. Die in der heutigen Zeit gebildeten, „rezenten“ Phytolithe aus der Sammlung weisen also die gleichen spezifischen Merkmale auf wie ihre vorzeitlichen Ahnen. Da das Silikat, der mineralische Baustoff der Phytolithe, chemisch ziemlich stabil ist und nicht verrottet, ist eine Zuordnung der Mikrofossilien auch nach langer Zeit möglich. Außerdem verbleiben die Phytolithe dort in der Erde, wo der verderbliche Teil der Bananenpflanze einst einging – ideale Voraussetzungen für die Archäobotaniker, ihre Herkunft, Verbreitung und Nutzung anhand der robusten Winzlinge zu rekonstruieren. Hinzu kommt, dass die Früchte der Gattung Musa, die heute in Afrika angebaut wird, samenlos sind, sich also nicht selbständig fortpflanzen können. Im Gegensatz zur Bananengattung Ensete, die dort auch als Wildform vorkommt, müssen sie kultiviert und vegetativ vermehrt werden. Mit Hilfe der Phytolithenfunde aus archäologischen Grabungen sollte es somit möglich sein, die landwirtschaftliche Nutzung der Pflanze in Afrika nachzuweisen. Tatsächlich wurden aus einer kamerunischen Fundstelle einige Bananenphytolithe geborgen, die sich anhand der untersuchten Schichten auf das erste Jahrtausend v. Chr. datieren ließen. Ob jedoch eine einzige Fundstelle mit einer relativ geringen Anzahl Phytolithe als Beweis für die Kultivierung der Banane in dieser Zeit ausreicht, ist in der Forschung noch umstritten.

Wie wichtig ein präziser morphologischer Vergleich von Phytolithen ist, zeigt eine andere Forschungsdiskussion, die im Jahr 2006 begann. Damals wurden Abbildungen von vermeintlichen Bananenphytolithen aus Grabungen in Uganda publiziert, die als Indiz für eine sehr viel frühere Einführung der Pflanze nach Afrika als das erste Jahrtausend v. Chr. gelten sollten. Katharina Neumann, Leiterin der Archäobotanik-Abteilung, die 2005 die Phytolithen-Vergleichssammlung begann und seither betreut, hielt dem jedoch nach einem kritischen Vergleich des Bildmaterials entgegen, dass die Exemplare aus den ostafrikanischen Grabungen nicht die für Musa und Ensete typischen Merkmale aufwiesen und mit hoher Wahrscheinlichkeit Phytolithe anderer Pflanzen zeigten.

So können winzig kleine Objekte helfen, Forschungsfragen zu beantworten, von denen mehrere tausend Jahre Kulturgeschichte eines ganzen Kontinents abhängen.

Petra Hülsen-Öhring war im Sommersemester 2013 Studentin der Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen. Der Text entstand im Rahmen der Lehrveranstaltung der Studiengruppe „sammeln, ordnen, darstellen“.

Literatur

Julius B. Lejju, Peter Robertshaw, David Taylor: Africa’s earliest Bananas? in: Journal of Archaeological Science 33, 2006, S. 102–113.

Ch. Mbida, E. De Langhe, L. Vrydaghs, H. Doutrelepont, Ro. Swennen, W. Van Neer, P. De Maret: Phytolith Evidence for the Early Presence of Domesticated Banana (Musa) in Africa, in: Melinda A. Zeder, Daniel G. Bradley, Eve Emshwiller, Bruce D. Smith (Hg.): Documenting Domestication. New Genetic and Archaeological Paradigms. Berkeley/Los Angeles/London 2006, S. 68–81.

Katharina Neumann: Ölpalme, Perlhirse und Banane. Wie kam die Landwirtschaft in den Regenwald Zentralafrikas? in: Forschung Frankfurt 2-3, 2006, S. 38–41.

Katharina Neumann, Elisabeth Hildebrand: Early Bananas in Africa: The State of the Art, in: Ethnobotany Research & Applications 7, 2009, S. 353–362.

Dolores R. Piperno: Phytoliths. A Comprehensive Guide for Archaeologists and Paleoecologists. Lanham 2006.

Stephen Weiner: Microarcheology. Beyond the visible archeological Record. Cambridge/New York/Melbourne/Madrid/Cape Town/Singapore/São Paulo/Delhi/Dubai/Tokyo 2010.

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Die Plattform wurde von der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt und im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Goethe-Universität im Jahr 2014 eröffnet. Ihr Aufbau war eng mit der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität“ verknüpft, die von Oktober 2014 bis Februar 2015 im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen war. Viele der Objekterzählungen waren auch in der Ausstellung zu lesen und sind im Katalog abgedruckt worden; viele Ausstellungstexte haben wiederum den Weg in die Plattform gefunden. Ebenso wurden die auf der Plattform gezeigten Filme sowie viele der Fotografien eigens für die Ausstellung produziert.

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