von Lara Busch und Georgina Lienhard
"Wie können / Sorge und Sehnsucht, / Traurigkeit und Glück / nur so nahe / beieinanderliegen?", fragt sich der 15-jährige Salomon in Elisabeth Steinkellners 2021 erschienenen Roman Esther und Salomon. Denn eigentlich könnte alles so schön sein: Sommer, Sonne und die erste Liebe - aber so einfach ist es dann doch nicht. Esther und Salomon lernen sich im Sommerurlaub kennen. Vorsichtig tasten sie sich aneinander heran. Dabei lassen sie ihre zerbrochenen Welten hinter sich und bauen sich allmählich ihre eigene heile Welt am Strand auf; voller Zuversicht und Vertrauen ineinander.
Aus beider Perspektive nehmen die Lesenden an den unterschiedlichen Lebenswelten von Esther und Salomon teil. Esther beschreibt im ersten Teil eindrücklich, wie ihre Familie mit der Zeit zerbricht und sie die Verantwortung für ihre kleine Schwester übernimmt. Salomon bewegt im zweiten Teil des Romans die Frage nach Zugehörigkeit, nach Heimat. Während auch er sich rührend um seine jüngere Schwester kümmert, kreisen seine Gedanken immer wieder um die Flucht seiner Familie. Dabei werden den Lesenden tragische Bilder vor Augen geführt, die in einem nachhallen. Obwohl die Schicksale zweier Menschen nicht unterschiedlicher sein könnten, thematisieren sowohl Esther als auch Salomon das Heranwachsen in all seinen Stufen des Dazwischen-Seins und teilen ihren sensiblen Blick auf die Welt.
Für die Feinfühligkeit ihrer Protagonisten findet Steinkellner eine poetische Sprache, für die es genau so wenig eine feste Form zu geben scheint wie für das von Identitätsfragen und Selbstsuche geprägte Leben der adoleszenten Protagonisten. In unregelmäßigen Versen verbinden sich eindrucksvoll Prosaerzählung und lyrische Formen. Diese bilden in ihrem Zusammenwirken nicht nur die Vielfalt und Fülle der Wahrnehmungseindrücke von Esther und Salomon ab, sondern schaffen ebenso Raum für Andeutungen und Auslassungen. Notwendige Pausen, um diese Leerstellen zu füllen, setzen die vielen weißen Flächen, die aus der typographischen Anordnung in Gedichtform hervorgehen. Sie geben so den Leserhythmus vor und lassen die Lesenden inmitten der Schwere der Schicksale der Jugendlichen kurz innehalten.
Die eingefügten Fotos und Zeichnungen erweitern die Bedeutungsebene der lyrischen Sprache, indem sie einen weiteren Zugang zur Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten bieten. Während Esther die Eindrücke des Urlaubs in Polaroid-Fotos einzufangen versucht und dabei mit subtilen Anspielungen weitere Interpretationsräume ergänzt, verleiht Salomon seinen Emotionen und den traumatischen Erlebnissen seiner Kindheit in filigranen, detaillierten Zeichnungen Ausdruck.
Esther und Salomon ist ein tief berührender Roman, in dem Steinkellner für die Gefühlslagen ihrer jugendlichen Protagonisten stets die richtigen Bilder und Worte findet.
Diese Objektbeschreibung von Lara Busch und Georgina Lienhard entstand im Sommersemester 2021 im Kontext des Seminars „Kritik und Wahrheit. Literarische Urteilsbildung in Zeiten von fake news“ unter Anleitung von Felix Giesa am Institut für Kinder- und Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität Frankfurt.
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Dr. Judith Blume (heute: Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität)
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Die Plattform wurde von der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt und im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Goethe-Universität im Jahr 2014 eröffnet. Ihr Aufbau war eng mit der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität“ verknüpft, die von Oktober 2014 bis Februar 2015 im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen war. Viele der Objekterzählungen waren auch in der Ausstellung zu lesen und sind im Katalog abgedruckt worden; viele Ausstellungstexte haben wiederum den Weg in die Plattform gefunden. Ebenso wurden die auf der Plattform gezeigten Filme sowie viele der Fotografien eigens für die Ausstellung produziert.
Dr. Judith Blume
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