von Felicitas Hohmann
Alles wird gut, immer - ein Satz, der zunächst vor allem eines ausstrahlt: Zuversicht. So handelt Kathleen Vereeckens Werk auch vor allem von Hoffnung und Zusammenhalt im Angesicht der Schrecken des Ersten Weltkrieges.
Alles wird gut, immer, aus dem Flämischen übersetzt und dort bereits als eines der besten Kinderbücher ausgezeichnet, erzählt die Geschichte der kindlichen Protagonistin Alice, die behütet in einem kleinen belgischen Dorf aufwächst - doch dann bricht der Krieg über sie und ihre Heimat hinein und verändert alles.
Im Verlaufe der Erzählung erfährt Alice schwere Schicksalsschläge, vom Tod ihrer Mutter zur Trennung von dem Vater, bis hin zur Flucht mit ihren jüngeren Geschwistern nach Frankreich. Die sich ergebenden Situationen beschreibt sie dabei sowohl in ihrem kindlich naiven Unverständnis als auch in einer kaum geschönten Härte: „Warum hatten die Deutschen Mutter getötet? – Niemand wusste es. Wo war sie jetzt? – Im Himmel.“ Trotz des allgegenwärtigen Grauens des Krieges finden sich im Text jedoch auch immer wieder leichtere Momente. So etwa, wenn Alice und ihre Geschwister sich gegenseitig spielerisch mit den verteilten Gasmasken zu erschrecken versuchen oder einen gemeinsamen Abend am Strand verbringen. Als sie schließlich zum Ende hin wieder mit dem Vater und den verbliebenen Geschwistern vereint wird, resümiert Alice: „Eigentlich war mein Körper viel zu klein, um all das Glück und all die Traurigkeit auf einmal aufzunehmen. Erstaunlich, wie viel mehr da reinpasste, als ich dachte.“
Die zahlreichen Illustrationen von Julie Völk, die nicht nur den Einband und die verzierten Anfangsbuchstaben der einzelnen Kapitel schmücken, tauchen auch immer wieder inmitten der Zeilen auf und verdeutlichen einzelne Elemente und Stimmungen des Textes eingehend. Bemerkenswert ist es dabei vor allem, wie mit wenigen Strichen gearbeitet, die Emotionen der Charaktere so überaus deutlich visualisiert werden können.
In >i>Alles wird gut, immer wird letztlich nicht alles gut. Die Mutter, die das Versprechen gab, kehrt nicht zurück, genauso wenig wie die ältere Schwester Rosa. Gerade deshalb schildert das Buch die Schrecken eines Krieges und die Strapazen einer Flucht auf eindrückliche Weise. Alices kindliche Sicht, die für den erwachsenen Leser im ersten Moment ungewohnt sein mag, verhindert es, dass der Text ein allzu detailliertes Bild von dem drastischem Kriegsgeschehen zeichnet. Dies kommt sicherlich den Ansprüchen eines jüngeren Publikums entgegen, auch wenn sich dennoch Fragen aus der Lektüre ergeben mögen. Empfohlen wird das Buch vom Verlag ab einem Alter von zehn Jahren.
Diese Objektbeschreibung von Felicitas Hohmann entstand im Sommersemester 2021 im Kontext des Seminars „Kritik und Wahrheit. Literarische Urteilsbildung in Zeiten von fake news“ unter Anleitung von Felix Giesa am Institut für Kinder- und Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität Frankfurt.
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