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Lebendsammlung – Wissenschaftsgarten Riedberg
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Wasserbecken aus dem ersten Senckenbergischen Arzneipflanzengarten am Eschenheimer Turm

Datierung

Frankfurt am Main um 1774

Maße

H 90, B 138, T 62 cm

Material

Buntsandstein

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Wasserbecken aus dem ersten Senckenbergischen Arzneipflanzengarten am Eschenheimer Turm

© Lisa Regazzoni

Ein Relikt aus alten Zeiten

von Lucia Gerharz

Wahrscheinlich hat Senckenberg es selbst nicht mehr zu Gesicht bekommen. Als 1774 der erste Botanische Garten fertiggestellt wurde, lebte sein Stifter, der Stadtarzt Johann Christian Senckenberg (1707–1772), der von einem Baugerüst des nebenliegenden Bürgerhospitals gestürzt und auf diese Weise zu Tode gekommen war, nicht mehr. Das Wasserbecken wurde vermutlich zur Gründung des Botanischen Gartens am Eschenheimer Turm angefertigt, dafür sprechen auch die um 1770 zu datierenden Rokoko-Stilelemente an seiner Vorderseite. Es stand innerhalb des Gartens in einem Mauerbogen der alten Stadtmauer an der Bleichstraße und diente den Gärtnern als Wasserquelle. Dort dürfte auch Goethe (1749–1832) das kunstvoll gearbeitete Becken bemerkt haben, der ein häufiger und aufmerksamer Gast in Senckenbergs Anlage war.

Als der Botanische Garten kurz nach der Wende zum 19. Jahrhundert an den östlichen Teil des heutigen Palmengartens umzog, fand auch das Wasserbecken einen neuen Platz. Wo heute die Schauhäuser des Gartens stehen, wurde es jahrzehntelang als Gießwasserbecken mit eigenem Wasserzulauf genutzt. Doch auch hier durfte es nicht dauerhaft verweilen: 1914 wurden der Botanische Garten und dessen sämtliches Inventar dem Stiftungsvermögen der neugegründeten Universität zugeschlagen. Um den Bedürfnissen der Lehre und Forschung gerecht zu werden wurde 1936 die Anlage eines neuen, wesentlich größeren Gartens geplant, ein Stück weiter westlich des alten Geländes. Doch sollte es bis 1958 dauern, bis der dritte Garten fertiggestellt war. Mit hier den nun entstehenden Gebäuden des Botanischen Institutes wurde auch ein Dienstgebäude für den Gartendirektor errichtet. Vor diesem fand das Wasserbecken wieder eine neue Heimat. Mit den neuen Bauten zog eine moderne Wasseraufbereitungsanlage ein, die enthärtetes und vollentsalztes Gießwasser bereitete. Das über die Gewächshausdächer abfließende Regenwasser wurde über einen gemeinsamen Kiesbettfilter in eine 100 m³ fassende Zisterne geleitet. Diese speiste die zahlreichen Zapfstellen sowie die Berieselungsanlagen in den Gewächshäusern. Dem Senckenbergischen Wasserbecken wurde so seine Funktion als Gießwasserbecken genommen.

Doch entschloss man sich bewusst, dieses einzige erhaltene Relikt aus der Frühzeit des Gartens zu erhalten und nutzte es durch die saisonal immer wieder erneuerte Einsetzung von Blühpflanzen neu. Anlässlich des 300. Geburtstages von Johann Christian Senckenberg wurde 2007 ein nach ihm benannter neuer Arzneipflanzengarten im Rahmen des Botanischen Gartens angelegt. Dort fand das Becken an zentraler Stelle seinen vorerst letzten Standort – als Symbol für die Gründungsgeschichte des Gartens. Es wurde von nun an erneut seinem ursprünglichen Zweck zugeführt und mit Wasser gefüllt. Um das historische Bild nicht zu stören, wurde bewusst auf die Installation eines Wasserhahnes verzichtet und das Wasser über einen Schlauch zugeführt. In der Anwuchsphase der Arzneipflanzen diente es den Gärtnern als übergroßer Pflanzkübel. Mittlerweile wird der steinerne Zeitzeuge als Schaubecken genutzt, in dem pink blühende Seerosen zu bestaunen sind.

Lucia Gerharz war im Sommersemester 2012 Studentin der Geschichte. Der Text entstand im Rahmen der Lehrveranstaltung der Studiengruppe „sammeln, ordnen, darstellen“.

Literatur

Andreas Stieglitz: Der Botanische Garten Frankfurt am Main. Vom Stiftsgelände des Dr. Senckenberg bis zu seinem heutigen Standort im Westend, hg. v. Freundeskreis Botanischer Garten Frankfurt am Main e.V., Frankfurt 2011.

Karl Egle und Günter Rosenstock: Die Geschichte der Botanik in Frankfurt am Main. Ein Vermächtnis von Dr. Johann Christian Senckenberg, Frankfurt 1966.

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Konzept, Entwicklung und Herausgabe der Plattform

Dr. Judith Blume (heute: Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität)
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Entstehungskontext

Die Plattform wurde von der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt und im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Goethe-Universität im Jahr 2014 eröffnet. Ihr Aufbau war eng mit der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität“ verknüpft, die von Oktober 2014 bis Februar 2015 im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen war. Viele der Objekterzählungen waren auch in der Ausstellung zu lesen und sind im Katalog abgedruckt worden; viele Ausstellungstexte haben wiederum den Weg in die Plattform gefunden. Ebenso wurden die auf der Plattform gezeigten Filme sowie viele der Fotografien eigens für die Ausstellung produziert.

Leitung der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen"

Dr. Judith Blume
Dr. Vera Hierholzer (bis 2018)
Dr. Lisa Regazzoni (bis 2020)

Team der Jubiläumsausstellung

Dr. Charlotte Trümpler (Projektleitung und Kuratorin; Autorenkürzel: CT)
Dr. Judith Blume (Kuratorin, Autorenkürzel: JB)
Dr. Vera Hierholzer (Kuratorin, Autorenkürzel: VH)
Dr. Lisa Regazzoni (wissenschaftliche Mitarbeit, Autorenkürzel: LR)

Fotografien

Die Fotografien wurden von den einzelnen Sammlungen oder Autoren zur Verfügung gestellt sowie von Tom Stern (Sammlungsräume und Objekte), Uwe Dettmar (Objekte) und Jürgen Lechner (Objekte) angefertigt. Die Nachweise finden Sie bei den entsprechenden Abbildungen. Sollte trotz sorgfältiger Recherche ein Rechteinhaber oder Fotograf nicht genannt sein, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis.

Filmproduktion

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Philipp Kehm (Kamera)
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Finanzierung


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