Sammlerpostkarte: König Ludwig II. von Bayern, Richard Wagner und Prinz Paul Taxis

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Datierung

24.08.1865

Maße

H 9, B 14 cm

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Sammlerpostkarte: König Ludwig II. von Bayern, Richard Wagner und Prinz Paul Taxis

© Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

Der Schwanenritter auf dem Märchenschloss

von Christina Baingo

Auf der Sammelpostkarte von 1865, die sich in der Sammlung Manskopf der Abteilung Musik, Theater, Film in der Universitätsbibliothek befindet, ist rechts mittig König Ludwig II. von Bayern (1845–1886) abgebildet. Neben ihm steht sein langjähriger Freund, der Komponist Richard Wagner (1813–1883). Die beiden Herren stehen am Ufer des Alpsees. Den Hinweis darauf liefert neben der Beschriftung der Postkarte die kleine Burg in der rechten oberen Bildhälfte, bei der es sich um die Burg zu Hohenschwangau handelt, dem Lieblingsort des Königs. In der linken Bildhälfte ist Prinz Paul von Thurn und Taxis (1843–1879) in der Rolle des Schwanenritters Lohengrin zu sehen. Der Schwanenritter steht auf dem Rücken eines Schwans, der ihn zum Ufer zu Ludwig II. und Wagner bringt. Im Hintergrund ist ein Alpenpanorama angedeutet.

Die Burg Hohenschwangau diente als Sommerresidenz der bayrischen Königsfamilie. Ludwig II. war schon als Kind von den Sagen um den heldenhaften Schwanenritter Lohengrin, die die Wände des Schlosses schmückten, mehr als fasziniert. Lohengrin erscheint hier in einem von einem Schwan gezogenen Kahn, um die Unschuld von Elsa zu bezeugen, die des Brudermordes angeklagt wurde. Er rettet Elsa und hält um ihre Hand an. Dabei nimmt er ihr das Versprechen ab, ihn nie nach seiner wahren Herkunft zu fragen. Nach einigen Jahren stellt Elsa dennoch die verbotene Frage, woraufhin Lohengrin zur Gralsburg zurückkehren muss und Elsa aus Liebeskummer den Tod findet.

Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit seiner Mutter ließ sich Ludwig II. auf einem Bergsporn in unmittelbarer Nähe zu Hohenschwangau sein Märchenschloss Neuschwanstein errichten. Seiner Begeisterung folgend sollte Neuschwanstein ganz im Zeichen der Lohengrin- und Tannhäuser Sage gebaut werden und diese in Szene setzen. Schon vor der Grundsteinlegung im Jahre 1869 ließ sich der König die Ankunft des Schwanenritters Lohengrin in einem von einem Schwan gezogenen Boot auf dem Alpsee aufführen. Die Postkarte zeigt genau diese Schlüsselszene der Erbauung Neuschwansteins.

Die Beschriftung der Postkarte weist darauf hin, dass es sich um eine Sammelpostkarte handelt. Am linken Bildrand sind Serien- und Bildnummer vermerkt: Serie IV. Nr. 5. Die Herausgabe von Sammelpostkarten war eine Reaktion der Postkartenhersteller auf die Leidenschaft des Sammlers von populären Bildern Ende des 19. Jahrhunderts, es entstand eine regelrechte „Luxusbildindustrie“ in dieser Zeit. In der Musikabteilung der Sammlung der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main dient die Postkarte aber vor allem als Zeugnis der Inszenierung der Wagner-Oper und reiht sich in andere Abbildungen von Inszenierungen musikalischer Werke ein. Deshalb befinden sich die restlichen Postkarten der Serie auch nicht in der Sammlung. Heute wird die Postkarte vorwiegend von Forschern oder Interessierten genutzt. Hin und wieder wird sie aber auch als Leihgabe für Ausstellungen an Museen angefragt.

Christina Baingo war im Sommersemester 2012 Studentin der Geschichte und Kunstgeschichte. Der Text entstand im Rahmen der Lehrveranstaltung der Studiengruppe „sammeln, ordnen, darstellen“.

Literatur

Heinz Häfner, Ein König wird beseitigt. Ludwig II. von Bayern, München 2008.

Michael Kühler, Ernst Wrba, Die Schlösser König Ludwigs II., Würzburg 2008.

Michael Petzet, Werner Neumeister, Ludwig II. und seine Schlösser. Die Welt des Bayrischen Märchenkönigs, 4. Aufl., München, New York 1995.

IMPRESSUM


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Konzept, Entwicklung und Herausgabe der Plattform

Dr. Judith Blume (heute: Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität)
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Entstehungskontext

Die Plattform wurde von der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt und im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Goethe-Universität im Jahr 2014 eröffnet. Ihr Aufbau war eng mit der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität“ verknüpft, die von Oktober 2014 bis Februar 2015 im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen war. Viele der Objekterzählungen waren auch in der Ausstellung zu lesen und sind im Katalog abgedruckt worden; viele Ausstellungstexte haben wiederum den Weg in die Plattform gefunden. Ebenso wurden die auf der Plattform gezeigten Filme sowie viele der Fotografien eigens für die Ausstellung produziert.

Leitung der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen"

Dr. Judith Blume
Dr. Vera Hierholzer (bis 2018)
Dr. Lisa Regazzoni (bis 2020)

Team der Jubiläumsausstellung

Dr. Charlotte Trümpler (Projektleitung und Kuratorin; Autorenkürzel: CT)
Dr. Judith Blume (Kuratorin, Autorenkürzel: JB)
Dr. Vera Hierholzer (Kuratorin, Autorenkürzel: VH)
Dr. Lisa Regazzoni (wissenschaftliche Mitarbeit, Autorenkürzel: LR)

Fotografien

Die Fotografien wurden von den einzelnen Sammlungen oder Autoren zur Verfügung gestellt sowie von Tom Stern (Sammlungsräume und Objekte), Uwe Dettmar (Objekte) und Jürgen Lechner (Objekte) angefertigt. Die Nachweise finden Sie bei den entsprechenden Abbildungen. Sollte trotz sorgfältiger Recherche ein Rechteinhaber oder Fotograf nicht genannt sein, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis.

Filmproduktion

Sophie Edschmidt (Regie und Schnitt)
Philipp Kehm (Kamera)
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Finanzierung


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