von Christina Baingo
Auf der Sammelpostkarte von 1865, die sich in der Sammlung Manskopf der Abteilung Musik, Theater, Film in der Universitätsbibliothek befindet, ist rechts mittig König Ludwig II. von Bayern (1845–1886) abgebildet. Neben ihm steht sein langjähriger Freund, der Komponist Richard Wagner (1813–1883). Die beiden Herren stehen am Ufer des Alpsees. Den Hinweis darauf liefert neben der Beschriftung der Postkarte die kleine Burg in der rechten oberen Bildhälfte, bei der es sich um die Burg zu Hohenschwangau handelt, dem Lieblingsort des Königs. In der linken Bildhälfte ist Prinz Paul von Thurn und Taxis (1843–1879) in der Rolle des Schwanenritters Lohengrin zu sehen. Der Schwanenritter steht auf dem Rücken eines Schwans, der ihn zum Ufer zu Ludwig II. und Wagner bringt. Im Hintergrund ist ein Alpenpanorama angedeutet.
Die Burg Hohenschwangau diente als Sommerresidenz der bayrischen Königsfamilie. Ludwig II. war schon als Kind von den Sagen um den heldenhaften Schwanenritter Lohengrin, die die Wände des Schlosses schmückten, mehr als fasziniert. Lohengrin erscheint hier in einem von einem Schwan gezogenen Kahn, um die Unschuld von Elsa zu bezeugen, die des Brudermordes angeklagt wurde. Er rettet Elsa und hält um ihre Hand an. Dabei nimmt er ihr das Versprechen ab, ihn nie nach seiner wahren Herkunft zu fragen. Nach einigen Jahren stellt Elsa dennoch die verbotene Frage, woraufhin Lohengrin zur Gralsburg zurückkehren muss und Elsa aus Liebeskummer den Tod findet.
Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit seiner Mutter ließ sich Ludwig II. auf einem Bergsporn in unmittelbarer Nähe zu Hohenschwangau sein Märchenschloss Neuschwanstein errichten. Seiner Begeisterung folgend sollte Neuschwanstein ganz im Zeichen der Lohengrin- und Tannhäuser Sage gebaut werden und diese in Szene setzen. Schon vor der Grundsteinlegung im Jahre 1869 ließ sich der König die Ankunft des Schwanenritters Lohengrin in einem von einem Schwan gezogenen Boot auf dem Alpsee aufführen. Die Postkarte zeigt genau diese Schlüsselszene der Erbauung Neuschwansteins.
Die Beschriftung der Postkarte weist darauf hin, dass es sich um eine Sammelpostkarte handelt. Am linken Bildrand sind Serien- und Bildnummer vermerkt: Serie IV. Nr. 5. Die Herausgabe von Sammelpostkarten war eine Reaktion der Postkartenhersteller auf die Leidenschaft des Sammlers von populären Bildern Ende des 19. Jahrhunderts, es entstand eine regelrechte „Luxusbildindustrie“ in dieser Zeit. In der Musikabteilung der Sammlung der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main dient die Postkarte aber vor allem als Zeugnis der Inszenierung der Wagner-Oper und reiht sich in andere Abbildungen von Inszenierungen musikalischer Werke ein. Deshalb befinden sich die restlichen Postkarten der Serie auch nicht in der Sammlung. Heute wird die Postkarte vorwiegend von Forschern oder Interessierten genutzt. Hin und wieder wird sie aber auch als Leihgabe für Ausstellungen an Museen angefragt.
Christina Baingo war im Sommersemester 2012 Studentin der Geschichte und Kunstgeschichte. Der Text entstand im Rahmen der Lehrveranstaltung der Studiengruppe „sammeln, ordnen, darstellen“.
Heinz Häfner, Ein König wird beseitigt. Ludwig II. von Bayern, München 2008.
Michael Kühler, Ernst Wrba, Die Schlösser König Ludwigs II., Würzburg 2008.
Michael Petzet, Werner Neumeister, Ludwig II. und seine Schlösser. Die Welt des Bayrischen Märchenkönigs, 4. Aufl., München, New York 1995.
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