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Felsbildarchiv und Ethnographisches Bildarchiv – Frobenius-Institut
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Schreitender Mann mit Elefantenkopf

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Signatur

Inv.-Nr. FBA-B01066

Urheber

Felsbildkopie von Maria Weyersberg

Datierung

1928 | Große Höhle in Cinyati, Provinz Natal, Südafrika

Maße

H 35 cm, B 29 cm

Material

Aquarell auf Papier

Objekt-Schaufenster

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Schreitender Mann mit Elefantenkopf

© Peter Steigerwald

Kopie, Kunst, Kulturgeschichte

von Nina Huber

Schreitender Mann mit Elefantenkopf ist Bestandteil einer Sammlung, die von Leo Frobenius (1873 – 1938) zur Dokumentation und wissenschaftlichen Erforschung der Kulturgeschichte der Menschheit aufgebaut wurde und heute als eine der ältesten und umfangreichsten Felsbildsammlungen weltweit gilt. Bei dem Aquarell handelt es sich, verglichen mit anderen Werken aus dem Sammlungsbestand, um eine eher kleinformatige Zeichnung von Maria Weyersberg (1886 – 1987), die von 1925 bis 1952 als wissenschaftliche Zeichnerin zahlreiche Expeditionen des Instituts begleitete. Der Institutsgründer Leo Frobenius erkannte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts den kulturgeschichtlichen Wert von prähistorischen Felszeichnungen für die ethnologische Forschung. Er ließ während seiner Expeditionen zahlreiche Kopien von eigens dafür angestellten Expeditionsmalern und -malerinnen anfertigen, um sie als Illustrationen und Belege für seine wissenschaftlichen Werke zu nutzen.

In Anlehnung an das originale Felsbild malte Weyersberg das Aquarell Schreitender Mann mit Elefantenkopf mit erdigen Braun- und Grüntönen. Das Format von etwas mehr als DIN A4 entspricht dem des Originals. Die Felsbildkopie entstand im Kontext der neunten Expedition von Frobenius in das südliche Afrika von 1928 bis 1930. Die Originalzeichnung gibt Teile einer großen Felsbildstelle in Cinyati in den Drakensbergen der Provinz KwaZulu-Natal in Südafrika wieder. Das Alter der Felsbilder beträgt rund 4000 Jahre, sie werden den Vorfahren der San-Buschleute zugeschrieben. Zwar lassen sich die schemenhafte Gestalt eines menschlichen Körpers in Schrittstellung und der Elefantenkopf mit Stoßzähnen klar erkennen, der »Elefantenmensch« wirkt insgesamt jedoch sehr abstrakt und reduziert. Es gibt kaum Details, keinen erkennbaren Hintergrund und keine Tiefe oder Perspektive. Die Bedeutung der tupfenartigen Punkte um den Körper ist bisher nicht eindeutig geklärt. Nach neueren Interpretationen sind viele dieser Felsbilder aus dem südafrikanischen Raum im Zusammenhang mit schamanischen Riten entstanden. Dies erklärt das dafür typische Tier-Mensch- Mischwesen. In der Mythologie der San galt der Elefant neben anderen Tieren als eines der wichtigsten sogenannten Regentiere, dessen Darstellung in Verbindung mit Trancetänzen und dem Erbitten von Regen steht, vielleicht sind die Tupfen auch in diesem Kontext zu verstehen. Mit diesen neuesten Interpretationen deuten sich die vielfältigen wissenschaftlichen Perspektiven und Zugangsweisen an, die diese Zeichnung bietet..

Zunächst handelt es sich bei dem Aquarell Schreitender Mann mit Elefantenkopf der verwalterischen Klassifizierung nach eindeutig um eine Felsbildkopie. Zugleich ist es aber auf Grund der Maltechnik und Materialität ein eigenständiges Werk. Durch die Wahrnehmung und Verwendung der Zeichnung über mehrere Jahrzehnte hinweg kommen weitere Kriterien hinzu, die eine genaue Einordnung als Original oder Kopie erschweren. Aber gerade diese Grenzstellung macht die Felsbildkopie zu einem spannenden Objekt, das zwischen Kunst und Wissenschaft steht. Ursprünglich als Belegkopie einer prähistorischen Zeichnung für Frobenius’ Materialsammlung angefertigt, war sie Teil seiner Wissensgenerierung und -vermittlung. In den 1930er-Jahren wurde das Aquarell neben anderen Zeichnungen der Sammlung in zahlreichen Ausstellungen zur Kulturgeschichte Afrikas und der prähistorischen Felsbildmalerei in Deutschland und vielen europäischen Städten gezeigt. Die ungewöhnlichen Abbilder bis dato unbekannter prähistorischer Kunst begeisterten ein breites Publikum im In- und Ausland und inspirierten viele moderne Künstler dieser Zeit. Auf Grund des Erfolges wurden die Felsbildkopien schließlich 1937 unter dem Titel Prehistoric Rock Pictures in Europe and Africa zusammen mit Werken von Paul Klee (1879 – 1940), Hans Arp (1886 – 1966) und Joan Miró (1893 – 1983) im Museum of Modern Art in New York präsentiert und gingen im Anschluss auf Tournee durch die Vereinigten Staaten von Amerika.

Somit erfolgte eine Neubewertung der Felsbildkopien aus kunsthistorischer Perspektive. Im Rahmen der zahlreichen Ausstellungen und mit der Reise nach Übersee änderte sich der Status des Aquarells von der Illustration zum eigenständigen Kunstwerk, das zur selben Zeit in Deutschland als »entartet« bezeichnet worden wäre. Als Teil einer wissenschaftlichen, universitären Sammlung und aufgrund des hohen Ansehens von Frobenius selbst waren die Felsbildmalereien jedoch nie durch die Ideologie des Nationalsozialismus bedroht, gerieten aber nach dem Zweiten Weltkrieg größtenteils in Vergessenheit. Erst in den vergangenen Jahren rückte die Felsbildkopie erneut in den Fokus wissenschaftlicher Betrachtung. Zwischen 2006 und 2009 war sie Teil eines Projektes der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) zur Digitalisierung und Erschließung der Ethnographischen Bildersammlung des Frobenius-Instituts, um diese langfristig zu bewahren. Die südafrikanische Felsbildforscherin Justine Wintjes verwendete daraufhin unter anderem das digitalisierte Bild Schreitender Mann mit Elefantenkopf, um die in den 1940er-Jahren zerstörte originale Felsbildstelle digital zu rekonstruieren. Das Aquarell stellt somit ein wichtiges Dokument eines unwiederbringlich zerstörten Kulturerbes dar. Vielleicht ist es daher auch gar nicht entscheidend, ob es sich bei dem Aquarell Schreitender Mann mit Elefantenkopf um ein Original oder eine Kopie handelt, der Wert für verschiedene Disziplinen der Wissenschaft und Forschung ist unbestritten.

Nina Huber war im Sommersemester 2012 Studentin der Curatorial Studies. Der Text entstand in der Lehrveranstaltung der Studiengruppe „sammeln, ordnen, darstellen“ und wurde im Katalog der Jubiläumsausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe Universität“ veröffentlicht. Dieses Objekt war in der Jubiläumsausstellung "Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität" 2014/2015 zu sehen. Der erläuternde Text wurde für die Ausstellung bzw. den begleitend erschienenden Katalog verfasst.

Literatur

Leo Frobenius, Douglas C. Fox : Prehistoric rock pictures in Europe and Africa. From material in the archives of the Research Institute for the Morphology of Civilization, Frankfort-on-Main, Ausst. Kat. The Museum of Modern Art, New York 1937.

Martin Scholz: Der Fels, der Tanz, die Macht und ihre Bilder – Felsmalerei der San, in: ders., Ute Helmbold (Hg.): Bildsampling: Wie viele Bilder brauchen wir?, Wiesbaden 2006.

Elke Seibert: Am Fels. Die Kunstmalerinnen der Felsbild-Expeditionen des Leo Frobenius, in: UniReport, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Nr. 6 vom 8.12.2011.

Julia Voss: Leo Frobenius. Der Moderne wider Willen, in: Frankfurt Allgemeine Zeitung vom 25.11.2011.

Justine Wintjes: Archaeology and visuality, imaging as recording. A pictorial genealogy of rock painting research in the Maloti-Drakensberg through two case studies, PhD thesis, University of the Witwatersrand 2012, http://wiredspace.wits.ac.za/handle/10539/11865 (Zugriff: 26.03.2014).

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IMPRESSUM


Haben Sie Anregungen, Fragen oder Ergänzungen?

Wir freuen uns über Ihre Email an: sammlungen[at]uni-frankfurt.de

Konzept, Entwicklung und Herausgabe der Plattform

Dr. Judith Blume (heute: Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität)
Dr. Vera Hierholzer (bis 2018; heute: Direktorin des Museums für Industriekultur in Osnabrück)
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Betreuung der Plattform

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Koordinatorin der Sammlungen an der Goethe-Universität
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Programmierung

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www.winkin-verlag.de

Design

FGS Kommunikation – Steffen Grzybek, Martin Schulz GbR
www.fgs-kommunikation.de

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Entstehungskontext

Die Plattform wurde von der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt und im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Goethe-Universität im Jahr 2014 eröffnet. Ihr Aufbau war eng mit der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität“ verknüpft, die von Oktober 2014 bis Februar 2015 im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen war. Viele der Objekterzählungen waren auch in der Ausstellung zu lesen und sind im Katalog abgedruckt worden; viele Ausstellungstexte haben wiederum den Weg in die Plattform gefunden. Ebenso wurden die auf der Plattform gezeigten Filme sowie viele der Fotografien eigens für die Ausstellung produziert.

Leitung der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen"

Dr. Judith Blume
Dr. Vera Hierholzer (bis 2018)
Dr. Lisa Regazzoni (bis 2020)

Team der Jubiläumsausstellung

Dr. Charlotte Trümpler (Projektleitung und Kuratorin; Autorenkürzel: CT)
Dr. Judith Blume (Kuratorin, Autorenkürzel: JB)
Dr. Vera Hierholzer (Kuratorin, Autorenkürzel: VH)
Dr. Lisa Regazzoni (wissenschaftliche Mitarbeit, Autorenkürzel: LR)

Fotografien

Die Fotografien wurden von den einzelnen Sammlungen oder Autoren zur Verfügung gestellt sowie von Tom Stern (Sammlungsräume und Objekte), Uwe Dettmar (Objekte) und Jürgen Lechner (Objekte) angefertigt. Die Nachweise finden Sie bei den entsprechenden Abbildungen. Sollte trotz sorgfältiger Recherche ein Rechteinhaber oder Fotograf nicht genannt sein, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis.

Filmproduktion

Sophie Edschmidt (Regie und Schnitt)
Philipp Kehm (Kamera)
Philipp Gebbe (Musik)
Dr. Charlotte Trümpler (Idee und Beratung)


Finanzierung


Haftungsausschluss/Disclaimer

Die Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" des Forschungszentrums für Historische Geisteswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt übernimmt keinerlei Verantwortung für die Inhalte von Webseiten, welche durch die auf unseren Seiten angeführten Links erreichbar sind. Die auf solchen Webseiten wiedergegebenen Meinungen und/oder Tatsachenbehauptungen liegen in der alleinigen Verantwortung der/des jeweiligen Autorin/Autors. Da wir auf Änderungen durch Autoren externer Webseiten keinerlei Einfluss haben, weisen wir ferner ausdrücklich darauf hin, dass wir uns Texte oder Aussagen Dritter, welche durch Links auf externen Webseiten zugänglich sind, in keiner Weise zu eigen machen.