Leopold Mozart, Pere de Marianne Mozart, Virtuose âgée de onze ans et de J. G. Wolfgang Mozart, Compositeur et Maitre de Musique âgée de sept ans

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Signatur

S36_G04259

Urheber

Zeichnung: Louis Carrogis (Carmontelle), 1716−1806Stich: Jean-Baptiste-Joseph Delafosse (de la Fosse), 1721−1806

Datierung

1763/1764

Maße

22 cm x 37,5 cm

Material

Kupferstich nach einem Aquarell

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Leopold Mozart, Pere de Marianne Mozart, Virtuose âgée de onze ans et de J. G. Wolfgang Mozart, Compositeur et Maitre de Musique âgée de sept ans

© Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

Wie man Mythen macht - rekonstruierte Ansicht des Zauberkastens von innen

von Janine Aures

Paris, den 08. Februar 1764

Verehrter Meister Delafosse,

kürzlich erst hatte ich das Glück, einige Ihrer Stiche zu sehen. Wie Sie vielleicht wissen, befinde ich mich mit meinen beiden Kindern und meiner Frau derzeit auf einer Konzertreise durch Europa. Bislang haben wir es immer so gehalten, dass wir in den örtlichen Anzeigenblättern inseriert haben, um unsere Ankunft in einer Stadt bekannt zu machen. Nun, als ich hörte, dass Sie auch Auftragsarbeiten anfertigen, kam mir der Gedanke, Sie könnten nach dem Bild des Mr. Carmontelle von meinen Kindern und mir vielleicht einen Stich anfertigen, den wir künftig vervielfältigen und verteilen, um unsere Bekanntheit zu steigern.

Ich will Ihnen dies Bildnis in aller gebotenen Kürze beschreiben, damit Sie sich einen Eindruck verschaffen können und Ihnen sodann erklären, worauf es mir bei dem Stich besonders ankommt. In der Mitte sitzt mein Jüngster, das Wolferl, und spielt das Cembalo, hinter ihm stehe ich mit meiner Geige und sehe ihn gleichermaßen an und über seine Schulter in die Noten. Meine Tochter steht hinter dem Cembalo und singt. Hinter uns sieht man eine Gartenlandschaft, wir selbst musizieren in prächtigen Kleidern in einem hohen Säulengang.

Ich lege Wert darauf, dass deutlich zu sehen ist, wie die Füße meines Sohnes in der Luft baumeln, damit jeder sofort bemerkt, wie klein er sich im Vergleich zu dem großen Cembalo ausnimmt. Ein Manko der Anzeigentexte ist es immer gewesen, dass ich, wenn ich auch die reichste Sprache und die gewandtesten Wendungen gebrauchte, nie das Unerhörte auszudrücken vermochte, das jedem sofort augenfällig wird, wenn er dieses Bild betrachtet. Bedenken Sie, mein Sohn ist erst sieben Jahre alt und beherrscht bereits mehrere Instrumente in Perfektion, er komponiert sogar. Soeben habe ich einige seiner Sonaten in den Druck gegeben. Er ist ein wahrer Meister der Musik, ein Wunder Gottes! Schreiben Sie das in den Titel. Ich möchte einen Titel etwa in dieser Art: Leopold Mozart, Vater von Marianne Mozart, Virtuosin, elf Jahre alt, und von Johann Gottlieb Wolfgang Mozart, Komponist und Meister der Musik, sieben Jahre alt. Und vergessen Sie nur ja nicht die Altersangabe. An der ist mir sehr viel gelegen, weil sie mit der Beschreibung als Virtuosin und Komponist so stark kontrastiert.

Geben Sie sich bitte Mühe; vielleicht kann das Bild dann auch über seinen einstweiligen Zweck hinaus Verwendung finden. Ich beabsichtige, die Biographie meines Sohnes zu schreiben und sammle zu diesem Zweck bereits Material, dokumentiere unsere Reise. Ein Unterfangen, das nicht nur unsere Bekanntheit steigern und meinem Wolfgang seine späteren Wege ebnen soll, sondern auch insgesamt der Stellung des Musicus in der Welt zu mehr Ansehen und Reputation verhelfen möge. Hier wie bei den Annoncen wird ein kleines Bild illustrativer wirken als viele - auch wohlgesetzte - Worte. Mag es dann vielleicht sogar künftigen Generationen, die dessen nicht mehr selbst Zeuge werden können, ein Bild von der Außergewöhnlichkeit meiner Kinder vermitteln, so wie ich sie der Welt im Jahr des Herrn 1763 vorgestellt habe.

Ihr ergebener Diener
Leopold Mozart, zweiter Konzertmeister des Fürstbischofs zu Salzburg

Die geplante Biographie seines Sohnes kann Leopold Mozart vor seinem Tod im Jahr 1787 nicht mehr selbst in Angriff nehmen.
Eine der Kopien des Kupferstiches von Jean-Baptiste Delafosse erwirbt der Frankfur-ter Weinhändler Nicolas Manskopf Ende des 19. Jhdts. für sein musikhistorisches Museum.
2005 stellt die Musik- und Theaterabteilung der Universitätsbibliothek Frankfurt die Bereiche Fotografie und Druckgrafik der Porträtsammlung Nicolas Manskopf online zur Verfügung. Forscher können seitdem online nach abgebildeten Personen oder Orten recherchieren und die Bilder kostenfrei in einer Qualität von 200 dpi oder gegen eine Gebühr in besserer Qualität nutzen.
Besonders der Stich mit der Familie Mozart erfreut sich einer stetigen Nachfrage zur Illustration von Biographien - wahrscheinlich auch deshalb, weil der Stich das Bild, das die schriftliche Überlieferung zeichnet und das seinen Weg ins kollektive Gedächtnis gefunden hat, so wirkungsvoll unterstreicht.

Janine Aures war im Wintersemester 2012/13 Studentin der Geschichte. Der Text entstand im Anschluss an die Lehrveranstaltung der Studiengruppe „sammeln, ordnen, darstellen“.

Literatur

Peter Sühring, Der Künstler im Knaben Mozart, Musik und Ästhetik 39, 2006, S. 5 –19.

Josef Mančal, Leopold Mozart und seine Familie auf Europareise - von Salzburg über München, Augsburg, Ulm, Mainz nach Brüssel, Paris, London, Antwerpen, Den Haag Amsterdam, Lyon, Genf und Zürich, Augsburg 2006.

Josef Mančal, Zum Reise- und Konzertmanagement Leopold Mozarts für Wolfgang Mozart, in: Le musicien et ses voyages. Pratiques, réseaux et représentations, hg. v. Christian Meyer, Berlin 2003, S. 43–73.

Website der Porträtsammlung Friedrich Nicolas Manskopf: http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/manskopf/ (Zugriff 08.10.2013).

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Entstehungskontext

Die Plattform wurde von der Studiengruppe "sammeln, ordnen, darstellen" am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften entwickelt und im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Goethe-Universität im Jahr 2014 eröffnet. Ihr Aufbau war eng mit der Ausstellung „Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität“ verknüpft, die von Oktober 2014 bis Februar 2015 im Museum Giersch der Goethe-Universität zu sehen war. Viele der Objekterzählungen waren auch in der Ausstellung zu lesen und sind im Katalog abgedruckt worden; viele Ausstellungstexte haben wiederum den Weg in die Plattform gefunden. Ebenso wurden die auf der Plattform gezeigten Filme sowie viele der Fotografien eigens für die Ausstellung produziert.

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